Archiv der Kategorie: Medien

Oooh Coronaa!

Das Spital Uster ein Corona-Opfer? Einerseits ja. Andererseits kann Corona auch die Rettung sein: nämlich für die Strippenzieher. Sie können jahrelange Verfehlungen so einfach einem Virus in die Schuhe schieben.

Bessere Geschäftszahlen können erzielt werden, indem die Prozesse vereinfacht werden. Mit weniger Personal und weniger Betten soll das Spital Uster wieder mehr Geld verdienen. So erzählte dies Verwaltungsratspräsident R. Giger dem Radio Top gegen Ende Juli. 

Auf Biegen und Brechen

Es ist davon auszugehen, dass die Belegschaft die Verhältnisse im Spital Uster seit langem sehr genau kennt und die vorhandene Infrastruktur optimal zu nützen weiss. Wie sollen jetzt Prozesse gestrafft werden? Entweder interessierte sich der abtretende Spitaldirektor Mühlemann in seinen letzten Jahren kaum um die operativen Belange des Spitals, liess alles schleifen und jetzt muss der Schaden wieder behoben werden. Oder es müssen auf Biegen und Brechen Kosten eingespart werden, damit die Fusion mit dem Spital Wetzikon wieder zum Thema gemacht werden kann? Die miserable operative Performance des Spitals Uster im 2019 würde eher auf Erstes schliessen lassen. Die Trennung des Spitals von Esther Bächli (Chefärztin Innere Medizin und Departementsleitung Medizinische Disziplinen) auf Zweites.  

Auf die gleiche Anzahl Patienten sollen weniger Betreuer kommen. Die Produktivität muss gesteigert werden. Ohne höhere Arbeitsbelastung der Mitarbeiter/innen kann dies wohl kaum erreicht werden. Dies wird nicht zu einer guten Stimmung beitragen. Der grosse Leidtragende ist der Patient. Dieser erhält weniger Service von nicht mehr voll motiviertem Pflegepersonal. Das Spital Uster wird von den Patienten tendenziell gemieden werden. Der Arbeitsmarkt für Spitalmitarbeiter ist gut und daher werden sie sich woanders anstellen lassen. 

Wozu brauchte es das „dringende Bettenprovisorium“?

Nachdem auf Uster Akut seit langem zu lesen ist, dass eine Bettenknappheit in den Spitälern ins Reich der Märchen gehört, musste dies jetzt auch die Leitung des Spital Uster zur Kenntnis nehmen. Betten sollen jetzt tendenziell abgebaut werden. Wofür brauchte es das Bettenprovisorium genau? Das wäre doch eine Frage, welche die Delegierten aufwerfen könnten. 

Dank Corona wurde die Abstimmung über die Spitalfusion der Spitäler Uster und Wetzikon verschoben. Ansonsten wäre das operative und finanzielle Debakel in der neuen Bilanz der gemeinsamen AG aufgegangen. Pech aber auch für die Spitalleitung!

Höhenklinik Wald bald Geschichte?

Es bleibt die Frage warum beim Spitalneubau so viele neue Betten geplant sind. Möglicherweise spielt das Debakel Mühlemann und Co. in die Hände. Wir vermuten, dass deren Ziel schon immer eine Reha mit angegliedertem Spital war. Jetzt gibt es ja den Beweis, dass sich das Spital nicht lohnt. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich wird darüber nachstudieren und seine Leistungsaufträge entsprechend vergeben. Um Arbeitsplätze in Uster zu halten muss die Reha her. Wald wird seine Arbeitsplätze verlieren, wie es schon immer geplant war.  Mit dem neuen Spitaldirektor in Uster hat man schon den neuen Leiter der Reha-Abteilung. Warum sonst nimmt man einen Job als CEO an, wenn klar ist, dass dieser Posten nach einer Fusion wieder umstritten sein wird?

Lahme Enten und Krötenschlucker

Die Ustemer Linke bleibt gelähmt wie eh und je. Für Beisshemmung sorgte zuerst der Umstand, dass die zuständige Stadträtin zur Lebenspartnerin von Spitaldirektor Mühlemann wurde. Jetzt wurde der schlafende RPK-Präsident des Spitalzweckverbands zum Kopräsidenten der SP Uster. Er hat all die Jahre nicht bemerkt, dass das Spital auf eine Wand zusteuert. Die Bürgerlichen werden die Kröte schlucken, weil sie auf Aufträge der Reha hoffen. Der Steuerzahler wird sich in Geiselhaft befinden, weil er für unternehmerische Spielereien des Staates geradestehen wird.

Es ist beispielsweise zu erinnern, dass Spitaldirektor Mühlemann in Personalunion mit dem Präsidenten des Stiftungsrates der Zürcher Rehazentren Mühlemann den Mietzins für das Rehazentrum im Spital Uster bestimmte. Es sei ein fairer Preis wurde an einer Delegiertenversammlung erklärt. Kein Delegierter liess sich jedoch aufzeigen, wie der Preis zustande gekommen ist und warum dieser fair sein soll. Wie hier entnommen werden kann, kommt das nicht immer gut. Wie schön, wenn in solchen Fällen andere beschuldigt werden können. Als Prelude zu den Berichten über das Debakel, beschwerte sich die Prawda (alias ZO/AvU) vom 14. August 2020 überraschenderweise über die Nachbarn des Spitals. Die Mächtigen hatten schon immer gute Beziehungen zur Presse, um von ihren Verfehlungen abzulenken. Und sonst hilft der Hinweis auf oooh Coronaa!

Bildquelle: Anastasia Gepp from Pixabay

Dä hetti, wetti, sött me, chönnt me

Dieser feiert wieder mal fröhlich Urständ. Hier bei der Beurteilung des Abschreibers beim Bettenhaus des Spital Triemli. Die Parteien und meisten Politiker zeigten anlässlich der Abstimmung im Jahre 2007 ihre warme Unterstützung für den Bettenhausneubau. Wie immer bei solchen Projekten wird geklotzt und nicht gekleckert. Auch die Presse, so die NZZ, schwang das Fähnlein tüchtig und warb für ein Ja.

Die Kritik von diesen Akteuren scheint daher etwas billig. Im Nachhinein wissen es alle besser. Hätte man anno 2007 die heutige Entwicklung im Gesundheitswesen und in der Spitallandschaft voraussagen können? Immerhin war schon klar, dass die kontinuierlich stark steigenden Krankenkassenprämien nach Antworten rufen würden. Ebenfalls hätte man bei den Holländern den Trend „ambulant vor stationär“ entdecken können.

Erstaunlich ist mit diesem Hintergrundwissen, dass 2020 im Spitalneubau wieder geprotzt wird. Die Spitäler Wetzikon und Uster wollen fusionieren. Kosten sollen eingespart werden. Bei ihren Neubauten sollen aber bitte keine Abstriche gemacht werden, stationäre Betten würden dringend gebraucht. Die Baukosten fallen nicht ins Gewicht , meinte Herr Mühlemann, Spitaldirektor von Uster, anlässlich einer Delegiertenversammlung des Zweckverbandes. Die geplanten Einsparungen von 100 Millionen sollen woanders erzielt werden. Aus den jährlichen Statistiken ist jedoch keine Bettenknappheit herauszulesen. Die Bettenbelegung liegt unter 75% über das Jahr (Gesundheitsversorgungsbericht 2019, Seite 50).

Erstaunlich jedoch, dass in der Vergangenheit an den Delegiertenversammlungen immer wieder betont wurde, dass das Spital absolut vollbesetzt sei, die Grippe wüte gerade und so. Seltsam auch, dass noch nie eine Delegierte bzw. ein Delegierter auf diesen Widerspruch aufmerksam machte, obwohl diese Zahlen öffentlich zugänglich sind.

Die Spitalleitung redet eine siechende, ältere Bevölkerung herbei, welche massiv Spitalkapazitäten beanspruchen würde. Tatsache ist, dass der Grossteil der heutigen Senioren bei guter Gesundheit länger lebt. Möglicherweise braucht es einige zusätzliche, künstliche Hüftprothesen. Mit den heutigen minimal invasiven Operationsmethoden bleibt ein Spitalaufenthalt relativ kurz. Auch gilt: ambulant vor stationär wo möglich. Dies ist ebenfalls bei der Reha der neue Trend.

Diese Botschaft scheint bei den altgedienten Spitalfossilien nicht angekommen zu sein. Weiterhin soll beim Bauen geklotzt werden, was das Zeug hält. Wenn es um ein Spital geht, dann scheint bei den meisten Politikern jegliches kritische und selbständige Denken abhanden zu kommen. Die Journalisten kritisieren lieber im Nachhinein, als dass sie analysieren im Vorhinein. Die Zeichen an der Wand sind nicht zu übersehen. Aber niemand liest sie.

Die Gewinner dieser Geschichte sind alle, die sich am Bau ein goldenes Händchen verdienen. Die Presse darf sich im zukünftigen Schadensfall selbstverständlich wieder empören. Die Politiker geben sich mit einem Apéro zufrieden.

Bezahlen tut es der Steuerpflichtige. Die Krankenkassenprämien werden weiterhin steigen. Einmal mehr wird zu Lasten der nachkommenden Generation überkonsumiert.

Bildquelle: Alexas_Fotos from Pixabay

Ist die NZZ auf dem rechten Auge blind?

Am 4. April 2019 hat die NZZ den folgenden Leserbrief zur Publikation erhalten (erschienen ist er nie):

Der Wechsel zu einem wettbewerbsorientierten Gesundheitswesen sei kein Fehler gewesen, argumentiert Jan Hudec in der NZZ vom 3. April 2019. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Für eine Debatte müssen aber alle Fakten auf den Tisch. Diesbezüglich staunt man über den Mut des Autors zur Lücke. Angefangen beim Triemli, welchem die Stadt ein prunkvolles Bettenhaus hingestellt habe. Die Stadt? Zitat aus der NZZ vom 7. November 2007 zum 290 Mio. Fr. Kredit: „Die Vorlage ist politisch nicht umstritten, auch die NZZ empfiehlt ein Ja.“ Die NZZ hat vor 12 Jahren offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Und sie macht sie auch heute nicht. So wird behauptet, die geplante Fusion der Spitäler Wetzikon und Uster würde die beiden Häuser effizienter machen. Unerwähnt bleibt, dass beide Spitäler an ihren geplanten Bauvorhaben festhalten: Kostenpunkt 600 Millionen Franken für insgesamt 300 geplante Akutspitalbetten. Dabei musste das Spital Uster 2017 operativ rote Zahlen schreiben, nicht nur das im Artikel erwähnte Triemli. Auch die Darstellung der Fallkosten ist Rosinenpickerei: der Artikel legt den Fokus ausschliesslich auf die Schlusslichter Waid und Triemli, deren durchschnittliche Fallschwere mit einem CMI von 1.07 in beiden Spitälern zudem relativ hoch liegt. Die nächsten klassischen Regionalspitäler am (teuren) Ende der Fallkostenliste sind dann aber bereits die Spitäler Männedorf (Aktiengesellschaft), Affoltern (Zweckverband) und Uster (Zweckverband). Am günstigsten sind die Behandlungskosten hingegen am Spital Limmattal (Zweckverband). Es besteht also weder eine Korrelation, geschweige denn eine Kausalität, zwischen der Rechtsform eines Spitals und seiner Wirtschaftlichkeit. Für ein vollständiges Bild müsste die Leserschaft auch darüber aufgeklärt werden, dass in der GZO Spital Wetzikon AG eine ausgeprägte Bonuskultur herrscht. Und sich das Spital um die Submissionspflicht seines Bauvorhabens scherte. Der kürzlich erfolgte Leitentscheid des Bundesgerichts blieb in der NZZ bislang unerwähnt. Warum wird über die Spitäler Wetzikon und Uster der Mantel des Schweigens gelegt? Und die Leistung des Zweckverbands Spital Limmattal mit keinem Wort gewürdigt? Hängt das am Ende damit zusammen, dass die beiden Zürcher Oberländer Häuser unter FDP-Führung stehen, während das „Limmi“ unter SP-Leitung steht? Ist die NZZ auf dem rechten Auge blind?

Thomas Werschlein, Uster


Volketswil tritt aus dem Zweckverband aus

Die Gemeindeversammlung Volketswil folgte am vergangenen Freitag dem Antrag des Gemeinderats und beschloss den Austritt aus dem Zweckverband Spital Uster unter Einhaltung der zweijährigen Kündigungsfrist per Ende 2019. Das Verdikt fiel mit 72 zu 62 Stimmen allerdings erstaunlich knapp aus. Erstaunlich deshalb, weil es im Vorfeld keinerlei Debatte über diesen Austrittsantrag gab. Die Spitalverantwortlichen meldeten sich nicht zu Wort, niemand appellierte an die Solidarität der Volketswilerinnen und Volketswiler oder malte ein Untergangsszenario für das Spital Uster an die Wand. Der brisante Austritt von Volketswil zur Unzeit wurde im Zürcher Oberland zum medialen Un-Thema erklärt und ganz einfach tot geschwiegen.

Was den Verdacht nährt, dass der Ausgang der Abstimmung ganz im Sinne der Spitalverantwortlichen (der Verwaltungsratspräsident und der Spitaldirektor waren auf der Zuschauertribüne zugegen) ausgefallen ist. Für die Spitalführung ergeben sich nun neue Handlungsoptionen: entweder man bringt eine Neuauflage der AG-Vorlage oder aber man nutzt die Absetzbewegung der Gemeinden als Vorwand, um das auf tönernen Füssen stehende Rehaprojekt noch in Eigenregie zu versenken. Es fällt nämlich auf, wie kampflos die Spitalführung ihren bislang grössten und schmerzlichsten Gemeindeabgang einfach so hingenommen hat. Seit 2012 haben bereits sechs Gemeinden den Zweckverband verlassen: Maur, Fällanden, Wallisellen, Egg, Dietlikon und Wangen-Brütisellen. Und neu also auch Volketswil als direkte Nachbargemeinde.

Selbst dem Spitalorgan «Zürcher Oberländer / Anzeiger von Uster» war es nicht ganz wohl, liess es in der Samstagsausgabe doch verlauten, das Thema sei im Vorfeld «auch auf den Leserbriefseiten der Gemeindezeitung «Volketswiler» diskutiert worden». «Aha», denkt man sich: da wurde offenbar kontrovers diskutiert, nur hat man das in der Spital-Standortgemeinde Uster aus unerfindlichen Gründen nicht mitbekommen. Dumm nur, dass es sich bei der ZO-Meldung um überprüfbare «Fake-News» handelt: im wöchentlich erscheinenden «Volketswiler» wurde auf den Leserbriefseiten (Plural!) überhaupt nichts «diskutiert»: der Gemeinderat Volketswil publizierte seinen Austrittsantrag im «Gemeindehaustelegramm» in der Ausgabe vom 7. Juli 2017. In den bis zum 22. September 2017 folgenden elf Ausgaben des «Volketswiler» fand sich einzig in der Ausgabe vom 8. September 2017 eine Stellungnahme der Rechnungsprüfungskommission zu den Anträgen der kommenden Gemeindeversammlung (befürwortend) – und ein einziger (ablehnender) Leserbrief zum Thema Austritt aus dem Spital-Zweckverband. Dann herrschte bis zur Gemeindeversammlung am 22. September 2017 wieder komplette Funkstille.

Gelenkte Demokratie – neu auch im Zürcher Oberland!

Was ich nicht weiss, …

Die Jahresrechnung 2015 des Spitals Uster wurde in den Medien wie folgt kommuniziert (hier als Beispiel die Meldung im „Anzeiger von Uster“ vom 12. Mai 2016):

avu_2016-05-12

Alles bestens also: mehr Patienten, ein Spital an der Kapazitätsgrenze und ein Gewinn von 3.1 Millionen Franken. Wirklich?

In Tat und Wahrheit ist weder die Rechnung noch die Auslastung rosig:

avu_2016-05-21

Man möge den Geschäftsbericht des Spitals Uster (inkl. Zahlenbeilage) – nur schon formal – mit jenem des Spitals Limmattal (ebenfalls ein Zweckverband) vergleichen (insbesondere die kommentierte Jahresrechnung ab Seite 31). Es ist offensichtlich, dass man in Uster ein Maximum an Intrasparenz anstrebt. Die im Leserbrief oben erwähnte Eliminierung wichtiger Kennzahlen spricht Bände. Aber auch der Rückgang des Eigenkapitals um 5.5 Millionen Franken bleibt völlig unkommentiert. Ganz im Gegenteil, der Spitalpräsident verkündet in der Einleitung vieldeutig, dass 3,1 Millionen Franken den Reserven zur „Stärkung des Eigenkapitals“ zugeführt werden könnten.

Totales Organversagen

Eine EBITDA-Marge von 8% wäre per se keine Katastrophe, ebenso wenig wie der EK-Rückgang (bedingt durch den Austritt von Gemeinden aus dem Zweckverband). Dass die Umsatzrendite in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, wäre aber sehr wohl der Rede wert – erst recht im Angesicht eines riesigen Investitionsprojekts. Dasselbe gilt für die Auslastungszahlen: diese einfach nicht mehr zu publizieren, weil sie politisch gerade nicht opportun sind, grenzt an einen Skandal. Noch erstaunlicher als die Verschleierungstaktik ist der Umstand, dass sich offenbar weder die Politiker in den Trägergemeinden noch die Zweckverbandsdelegierten daran stören, auf gerade einmal zwei Seiten eine völlig nichtssagende Jahresrechnung vorgelegt zu bekommen. Totales Organversagen gewissermassen.

Der „Konter“ der Spitalleitung

Gestern nun haben die Chefärzte, allesamt Mitglieder der Spitalleitung, in einem Leserbrief gekontert – ohne auch nur im geringsten auf die konkreten Zahlen einzugehen. Selbstredend möchten Ärztinnen und Ärzte ein möglichst grosses, bedeutendes Spital. Darin unterscheiden sie sich nicht vom Busfahrer, der auch einen möglichst grossen Bus chauffieren möchte – am liebsten einen Doppelstöcker! Die Krux dabei: die „Besteller“ sind nicht die „Bezahler“. Letztere sind nämlich wir Steuer- und Prämienzahler.

avu_2016-05-28