Archiv der Kategorie: Leserbrief

Ist die NZZ auf dem rechten Auge blind?

Am 4. April 2019 hat die NZZ den folgenden Leserbrief zur Publikation erhalten (erschienen ist er nie):

Der Wechsel zu einem wettbewerbsorientierten Gesundheitswesen sei kein Fehler gewesen, argumentiert Jan Hudec in der NZZ vom 3. April 2019. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Für eine Debatte müssen aber alle Fakten auf den Tisch. Diesbezüglich staunt man über den Mut des Autors zur Lücke. Angefangen beim Triemli, welchem die Stadt ein prunkvolles Bettenhaus hingestellt habe. Die Stadt? Zitat aus der NZZ vom 7. November 2007 zum 290 Mio. Fr. Kredit: „Die Vorlage ist politisch nicht umstritten, auch die NZZ empfiehlt ein Ja.“ Die NZZ hat vor 12 Jahren offenbar ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Und sie macht sie auch heute nicht. So wird behauptet, die geplante Fusion der Spitäler Wetzikon und Uster würde die beiden Häuser effizienter machen. Unerwähnt bleibt, dass beide Spitäler an ihren geplanten Bauvorhaben festhalten: Kostenpunkt 600 Millionen Franken für insgesamt 300 geplante Akutspitalbetten. Dabei musste das Spital Uster 2017 operativ rote Zahlen schreiben, nicht nur das im Artikel erwähnte Triemli. Auch die Darstellung der Fallkosten ist Rosinenpickerei: der Artikel legt den Fokus ausschliesslich auf die Schlusslichter Waid und Triemli, deren durchschnittliche Fallschwere mit einem CMI von 1.07 in beiden Spitälern zudem relativ hoch liegt. Die nächsten klassischen Regionalspitäler am (teuren) Ende der Fallkostenliste sind dann aber bereits die Spitäler Männedorf (Aktiengesellschaft), Affoltern (Zweckverband) und Uster (Zweckverband). Am günstigsten sind die Behandlungskosten hingegen am Spital Limmattal (Zweckverband). Es besteht also weder eine Korrelation, geschweige denn eine Kausalität, zwischen der Rechtsform eines Spitals und seiner Wirtschaftlichkeit. Für ein vollständiges Bild müsste die Leserschaft auch darüber aufgeklärt werden, dass in der GZO Spital Wetzikon AG eine ausgeprägte Bonuskultur herrscht. Und sich das Spital um die Submissionspflicht seines Bauvorhabens scherte. Der kürzlich erfolgte Leitentscheid des Bundesgerichts blieb in der NZZ bislang unerwähnt. Warum wird über die Spitäler Wetzikon und Uster der Mantel des Schweigens gelegt? Und die Leistung des Zweckverbands Spital Limmattal mit keinem Wort gewürdigt? Hängt das am Ende damit zusammen, dass die beiden Zürcher Oberländer Häuser unter FDP-Führung stehen, während das „Limmi“ unter SP-Leitung steht? Ist die NZZ auf dem rechten Auge blind?

Thomas Werschlein, Uster


Was heisst da «Umbau»?

Leserforum ZO/AvU vom 29. Oktober 2015:

was_heisst_da_umbau

Es handelt sich um eine Replik auf diesen Leserbrief hier.

Wetzikon macht tatsächlich Nägel mit Köpfen:

«Der geplante Erweiterungsbau des GZO Spital Wetzikon geht in die nächste Runde: Das Baugesuch für die drei geplanten Teilprojekte Gesamterweiterung, Neubau des Personalhaus sowie eines Provisoriums wird Anfang November termingerecht bei der Stadt Wetzikon eingereicht.

Als Teil der formalen Baueingabe und zur Visualisierung von Lage und Dimensionen der geplanten Bauten werden ab dem 28. Oktober 2015 die Bauprofile aufgestellt. Die Baufreigabe wird im Verlauf des kommenden Jahres erwartet.»

Zeit das Pferd zu wechseln

Der Stadtrat Uster hat kürzlich bekannt gegeben, dass er den Gestaltungsplan «Spital Uster» dem Gemeinderat zur Annahme empfiehlt. Voller Stolz verweist der Stadtrat auf angeblich lobende Worte der Planungsgruppe Zürcher Oberland (RZO) sowie des Amts für Raumentwicklung des Kantons Zürich (ARE) zum Richtprojekt. Mit keinem Wort erwähnt werden hingegen die zahlreichen, gut begründeten Einwendungen, unter anderem von «uster-akut».

Als Reaktion auf die entsprechende Berichterstattung im Zürcher Oberländer/Anzeiger von Uster, ist am 9. Oktober der folgende Leserbrief von «uster-akut» erschienen:

LB_2015-10-09_ZO_AvU

NB: im Original an den ZO/AvU war der Markt im Wort „Gesundheitsmarkt“ in Anführungszeichen geschrieben, also Gesundheits“markt“. Ein mehr als typographisches Detail. Die Unterdrückung derselben aber typisch für den ZO/AvU.

Das Gemeindeamt schreibt Klartext

Das im obigen Leserbrief erwähnte Telefonat ans Gemeindeamt kann man sich übrigens sparen – das Amt bietet auf seiner Homepage u.a. kommentierte Musterstatuten für «Zweckverbände mit Delegiertenversammlung» zum Download an.

Just um einen solchen Verband handelt es sich beim Zweckverband Spital Uster. Um die nötige Rechtsgrundlage zu schaffen, muss sich der Verband vorgängig zu einem sogenannten „Mehrzweckverband“ mausern. Dazu äussern sich die Musterstatuten unmissverständlich (Seite 6):

«Der sog. ‚Mehrzweckverband’ ist ein Zweckverband der mehrere Aufgaben umfasst, z.B. Abwasserbeseitigung und Kehrichtverbrennung, Akutspital und Langzeitpflege. Beim ‚Mehrzweckverband’ decken sich Verbandsgebiet und Verbandsaufgaben, d.h. der Zweckverband nimmt für sämtliche Verbandsgemeinden alle Verbandsaufgaben wahr.»

Jegliche Zweifel räumt schliesslich der folgende amtliche Kommentar aus (ebenfalls auf Seite 6):

«Die Einrichtung zusätzlicher Einrichtungen und Dienste darf nicht zu einer schleichenden Zweckausweitung führen. Das würde dem Gebot der Bestimmtheit des Zwecks widersprechen. Im Zweifelsfall ist von einer Zweckerweiterung auszugehen und eine Statutenrevision erforderlich.»

Regierungsrat spielt Ball nach Uster

Der Ball liegt folglich bei den Spitalverantwortlichen, bzw. den Delegierten des Zweckverbands. Das macht auch der Regierungsrat in seiner Antwort auf eine entsprechende parlamentarische Anfrage im Kantonsrat deutlich:

«Die strategische Ausrichtung der Krankenhäuser und Kliniken im Rahmen der Zürcher Spitalplanung, die Definition und Weiterentwicklung ihres jeweiligen Angebots, der Umgang mit ihren Liegenschaften und die Frage nach dem Abschluss von Kooperationen sind vielmehr Sache der zuständigen Organe der Spitalträgerschaft, vorliegend also der Stiftung
Zürcher Rehazentren bzw. des Zweckverbands Spital Uster. Diese Organe sind auch verantwortlich für die Vereinbarkeit von Angebot und Zweckbestimmung.»

Es ist also Zeit, die Zügel in die Hand zu nehmen und schleunigst den Mehrzweckverband aufzugleisen – oder aber das Pferd zu wechseln und die Rehapläne in Uster ein für alle Mal zu begraben.