Archiv der Kategorie: Nehmerqualitäten

Cronies herhören, so wird es gemacht

Zu  Beginn des neuen Jahrtausends zeichnet sich eine neue Technologie in der bildgebenden Medizin ab. Der Kanton gibt jedoch den Spitälern keinen Leistungsauftrag dafür. Für die Spitalverantwortlichen und die praktizierenden Ärzte ist jedoch klar, dass diese Technologie mit grosser Wahrscheinlichkeit eine gute Zukunft haben wird.

Warum diese attraktive, neue Technologie nicht selber anbieten und dazu eine AG gründen, die MDZ Uster AG zum Beispiel? Das Spital verfügt über genügend Patienten, sprich Kunden, um diese Geräte einzusetzen und auch auszulasten. Ärzte werden als Aktionäre eingeladen. Diese können ihren Patienten einen MRI Untersuch in der Wohngegend anbieten und verdienen dabei noch etwas. Gemeinden werden eingeladen und Private beteiligen sich ebenfalls daran. Falls die Sache so läuft wie geplant, dann werden die Gründer der AG viele Freunde haben.

Die Investition hat sich gelohnt. 21 Prozent Dividende lässt sich sehen. Radiologische Leistungen werden im Tarmed sehr gut vergütet. Schön auch, dass die MDZ Uster AG gemeinützig ist. Da fallen keine Steuern an. Möglicherweise steht nun eine Änderung der Struktur des Spital Uster an. Der Spitaldirektor, gleichzeitig Geschäftsführer der MDZ AG, geht in Rente. Könnte das Manna in Zukunft womöglich zäher fliessen? Genügt diese Struktur den heutigen Regeln guter Geschäftsführung?

Die Gesundheitsdirektion des Kanton Zürich hat hat ihre Meinung vor einiger Zeit geändert und den Erwerb und Betrieb  von MRI-Geräten durch Spitäler erlaubt und den entsprechenden Leistungsauftrag erteilt. Wäre dannzumal nicht ein guter Verkaufszeitpunkt der MDZ Uster AG an das Spital gewesen. Was ist heute zu tun? Natürlich verkaufen!

Fassen wir zusammen: Der Spitaldirektor stellt Platz für ein MRI der MDZ Uster AG in seinem Spital zur Verfügung. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer der MDZ Uster AG. Die nötigen Patienten kann er sich selber gleich liefern und sich und seinen Freunden eine gute Dividende ausschütten. 

Dieses Spiel geht jetzt langsam dem Ende entgegen und man möchte seine Beteiligung an der MDZ Uster AG versilbern. Der Geschäftsführer der MDZ Uster AG fragt den Spitaldirektor um einen Übernahmepreis an. Das ist unkompliziert, weil es sich um ein und dieselbe Person handelt. Dabei seien auch der Wert des Unternehmens und der Businesspläne mit eingeflossen, meldet der AvU. Ja, will denn nicht das Spital selber dieses Geschäft betreiben? Hat es nicht darum das MRI Gerät gekauft wie an der letzten DV des Zweckverbandes bestimmt wurde? Worin besteht die Aufgabe der MDZ Uster AG im Spital Uster? Wieso bezahlt das Spital Uster mehr als den Substanzwert der Aktie? Braucht das Spital die MDZ Uster AG, um ihren Patienten die neuste bildgebende Technologie anzubieten?  Der gebotene Preis pro Aktie ist jedoch durch die RPK geprüft, sagt die Spitalleitung und durch die PwC auch. Ah, bei der RPK wurde es etwas spät. Einen Tag vor der DV merkte man, dass dieses Geschäft ihr besser vorzulegen sei. Eh sorry, tschuldigung…, man kennt sich ja gut. Glaub mir! Und gut ist. Das haben wir auch schon bei der Postauto AG gesehen.

Die Delegierten des Zweckverbandes des Spital Uster kaufen mit der MDZ Uster AG die Katz‘ im Sack. Viele scheinen ökonomische Analphabeten zu sein, bemühen sich aber redlich. Schön für die Spitalleitung solche Analphabeten im Aufsichtsorgan zu wissen. Das erspart Erklärungen. Den Delegierten wird weder eine Erfolgsrechnung noch eine Bilanz der MDZ Uster AG zur Ansicht vorgelegt. Ist ja auch eine AG und somit privat. Was wollt ihr? Ihr seid ja sowieso zu dumm, dies zu verstehen. Die Augen werden gerollt, wenn entsprechende Fragen gestellt werden. Da ist man lieber ruhig als Delegierte. Welcher verantwortungsbewusste Verwaltungsrat winkt unbesehen eine Übernahme einer Firma durch, ohne über deren genauen finanziellen Verhältnisse im Bild zu sein und deren Rolle in der Firma zu verstehen? Normalerweise keiner. In Uster läuft das anders. 

Die Kommunen erhalten den Mehrwert der Aktie über dem Substanzwert. Das Spital bezahlt ihn. Für den Steuerzahler, welcher finanziell für das Spital gerade steht, ist netto ausser Spesen nichts gewesen. Für den Einzelaktionär regnet es hingegen ganz schön Geld. Gut kann man seinen Freunden und sich selber ein schönes Weihnachtsgeschenk machen.

Cronies in Uster bereichert euch. Danke. Ist geschehen.

Bildquelle: https://design.udk-berlin.de/designprojekte/selbstbedienung/

Noch ein letztes Mal beherzt zugreifen

Das Spital Uster ist finanziell nicht gesund. Das wurde in diesem Blog bereits mehrfach thematisiert (etwa hier und hier). Trotzdem werden die Trägergemeinden als Eigner noch kurz vor der geplanten Fusion mit dem Spital Wetzikon mit einem üppigen Geldsegen bedacht. Rund 4 Millionen Franken lässt sich der Spitalzweckverband den Rückkauf der AG kosten, welche das MRI-Gerät im Spital Uster betreibt. Rund 800’000 Franken fliessen dabei in private Taschen.

Mit einem Beitrag im „Zürcher Oberländer/Anzeiger von Uster“ vom 11. November 2019 wurde bekannt, dass das Spital Uster vorhat, den Aktionären der Medizinischen Diagnose-Zentrum Uster AG (MDZ) alle ihre Aktien abzukaufen. Der Artikel stützt sich auf ein Protokoll des Gemeinderats Pfäffikon, in welchem der Beschluss der Gemeindeexekutive zum geplanten Aktienverkauf publik gemacht wurde. Andere Trägergemeinden wurden in der Folge ebenfalls nach ihren Verkaufsabsichten befragt:

„Kein Nachteil“ für Fusion

Spitaldirektor Andreas Mühlemann stellt im Artikel in Abrede, dass der Aktien(ver-)kauf etwas mit der geplanten Fusion der Spitäler Uster und Wetzikon zu tun habe. Das darf stark bezweifelt werden. Denn der künftige Fusionspartner GZO Wetzikon verkaufte alle seine MDZ-Aktien im Jahr 2013 für 370 Franken pro Aktie an die im Jahre 2002 gemeinsam gegründete MDZ Uster AG zurück. Ein stolzer Preis für die Beteiligung an einer „gemeinnützigen“ Aktiengesellschaft. Und heute soll dieselbe Aktie in einem deutlich schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld gar 790 Franken Wert sein? Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass ein Preis von 790 Franken pro Aktie nach der Fusion mit dem Spital Wetzikon nie und nimmer gelöst werden könnte. Deshalb musste plötzlich alles sehr schnell gehen. So schnell, dass man gar vergessen hatte, das Geschäft der Rechnungsprüfungskommission des Zweckverbands vorzulegen. Erst kurz vor der Delegiertenversammlung konnte sich die RPK dem geplanten Aktienkauf annehmen. Sie hat das Geschäft – selbstverständlich nach „eingehender Prüfung“ – für gut befunden. So wie die RPK alles gut findet, was ihr die Spitalführung vorlegt.

„Alle Aktionäre“ sind „meistens Gemeinden“

Interessant am ZO/AvU-Artikel ist, dass daraus nirgends hervor geht, dass knapp 17 Prozent der Aktien der MDZ Uster AG von Privaten gehalten werden. Man wollte diese Information der Journalistin offenbar nicht unbedingt auf die Nase binden. Der Folgeartikel im ZO/AvU vom 16. November 2019 machte dann auch klar weshalb:

Dass sich der Kauf [der Aktien] dereinst lohnen würde, hätten sie damals nicht wissen können, lässt sich der Spitaldirektor zitieren. Diese Aussage entspricht ganz offensichtlich nicht den Tatsachen, wie der NZZ von damals zu entnehmen ist:

„Da der Betrieb von MRI-Geräten durchaus lukrativ sein kann, rechnet die Betreibergesellschaft mit einer Eigenkapitalrendite zwischen 6 und 14 Prozent.“

NZZ vom 18. Dezember 2001

Tatsächlich waren es dann 17 Jahre lang rund 20 Prozent Eigenkapitalrendite jährlich, welche die Aktionäre einstreichen durften. Dies bei einem allgemeinen Zinsniveau, das seit fast zehn Jahren gegen Null tendiert. Und bei Krankenkassenprämien, welche nur eine Richtung kennen: stetig aufwärts (aber angeblich ist dafür alleine der technische Fortschritt, die Alterung der Bevölkerung und die Konsumhaltung der Patienten verantwortlich. Saftige Eigenkapitalrenditen von anspruchsvollen Aktionären haben damit rein gar nichts zu tun). Jetzt soll als Abschlussfeuerwerk noch ein fetter, steuerfreier Kapitalgewinn obendrauf, indem man den Aktionären ihre Papier für das Achtfache des Einstandspreises abkauft.

„Mein Aktienbesitz war an der DV kein Thema“

Mit Bedacht gewählt ist auch die Formulierung des Spitaldirektors, wonach sein Aktienbesitz und derjenige von Spitalpräsident Reinhard Giger „auch an der Delegiertenversammlung kein Thema“ gewesen seien. Das hört sich so an, als hätten die Delegierten davon gewusst, diesen Umstand an der Sitzung aber nicht weiter thematisiert. Dem ist nicht so: weder Reinhard Giger noch Andreas Mühlemann haben an der DV offengelegt, dass sie selber Aktionäre der MDZ Uster AG sind, geschweige denn, in welchem Umfang. Aber getreu dem Sprichwort „einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ haben die Delegierten diesen „Superdeal“ einstimmig durchgewinkt. Denn delegiert wurden sie ja von den Gemeinden, welche vom Geldsegen in erster Linie profitieren. Take the money and run.